Digitalisierung des Panoramas der Schlacht bei Murten beginnt in Kürze

Nach zwei Monaten Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten beginnt nun die Digitalisierungsphase für das monumentale Werk von Louis Braun, das ab 1893 auf einer Leinwandfläche von ca. 1000 m² gemalt wurde. Damit wird das grösste digitale Bild entstehen, das jemals geschaffen wurde. Es wird ein nie zuvor dagewesenes immersives und interaktives Erlebnis bieten.
© 2023 EPFL

Die Panoramamalerei selbst ist ein immersives Erlebnis par excellence und erlebte ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Für das Ausstellen derartig monumentaler Werke bedurfte es jedoch geeigneter Gebäude (Rundbauten). Mit dem Aufkommen des Kinos verschwand dieses Medienformat. Nur wenige Panoramabilder haben bis heute überlebt.

Für das 1893 von Louis Braun gemalte Panorama der Schlacht bei Murten wird sich die Ausgangslage nun massgeblich verändern. Das 10 Meter hohe und 100 Meter lange Werk zeigt mit beeindruckendem Detailreichtum die Schlacht, in deren Verlauf 1476 die Eidgenossenschaft die Oberhand über den Herzog von Burgund gewann. Es ist das Herzstück eines Projekts, das seit 2022 durch das Labor für experimentelle Museologie der EPFL (eM+) in Partnerschaft mit der Stiftung für das Panorama der Schlacht bei Murten durchgeführt wird.

Nach zwei Monaten geduldiger Konservierungsarbeit beginnt für das Werk nun die Digitalisierungsphase. Eine Spezialkamera mit einem Sensor von 150 Millionen Pixel, die durch ihren Hersteller Phase One zur Verfügung gestellt wird, wurde auf einer mobilen Struktur montiert, die eigens zu diesem Zweck entwickelt wurde. Sie wird in zwei Monaten Arbeitszeit ca. 127 000 Bilder aufnehmen. Diese Daten werden zusammengefügt und ergeben anschliessend das grösste digitale Bild eines einzelnen Objekts, das jemals erstellt wurde – schätzungsweise 1,6 Terapixel mit einer Auflösung von 1000 dpi (Bildpunkte pro Zoll) und ein Farbbereich, der das Spektrum des sichtbaren Lichts übersteigt.

Die künstlerische Erfahrung «erweitern»

«Und damit beginnt unsere Arbeit erst», scherzt die Laborleiterin Sarah Kenderdine. eM+ möchte das Werk in ein rundum interaktives und immersives Erlebnis verwandeln. «Wir haben ein interaktives 360°-Visualisierungssystem in 3D mit einem Durchmesser von 10 Metern entwickelt», erklärt Sarah Kenderdine weiter. «Dieses Darstellungssystem liegt bei einem Drittel des originalen Panorama-Massstabs, ist jedoch komplett interaktiv und bietet beispiellose Betrachtungsmöglichkeiten. Wir werden das gesamte Panorama darauf projizieren. Dabei wird uns die völlig neue Auflösung jedoch einen Zoom erlauben, der weit über das hinaus geht, was mit dem menschlichen Auge möglich wäre. Hinzu kommt eine dynamische und immersive Geräuschkulisse. Mithilfe der hier angewandten Datenwissenschaften können wir bei diesem Werk zudem Fragen zum Bild stellen und hervorheben, zu welcher Armee beispielsweise die verschiedenen Soldaten gehören oder welche Waffen, Flaggen und Schilder dargestellt sind. Wir vervollständigen das Gemälde ausserdem mit einer 3D-Rekonstruktion der Kostüme, Waffen und weiterer Objekte auf Grundlage modernster Technologien aus der Filmindustrie.»

Die Arbeit rund um die Digitalisierung und die Erstellung der Computerdateien wird noch bis Ende des Jahres dauern. Das Panorama kann also bereits 2024 in digitaler Form ausgestellt werden. «Die verschiedenen Teilprojekte, durch die das Werk besser erlebbar gemacht werden soll, werden nach und nach hinzukommen», erläutert der Projektleiter Daniel Jaquet. «Unser Ziel ist es, zum 550. Jahrestag der Schlacht bei Murten im Jahr 2026 eine ansprechende Auswahl von Funktionen anbieten zu können.» Die Partnermuseen, die den digitalen Zwilling des Panoramas ausstellen werden, sind das Museum Murten, Schloss Grandson und das Bernische Historische Museum.