Geschlechtsneutrale und umweltfreundliche WCs an der EPFL

Auf dem Ecublens-Campus wird derzeit an der Einrichtung geschlechtsneutraler Toiletten gearbeitet, die die Privatsphäre der Menschen schützen sollen. Ausserdem werden jetzt Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung gestellt.
© 2021 Fehlmann Architekten

Am Freitag, den 19. November, ist Welttoilettentag. Die Vereinten Nationen sind der Meinung, dass diese sanitäre Grundversorgung «unterfinanziert, schlecht verwaltet oder vernachlässigt» ist, und fordern Investitionen in die sanitären Anlagen, damit Frauen und Mädchen «ihre Rolle in der Gesellschaft voll wahrnehmen können, insbesondere während der Menstruation». Die EPFL hat ihrerseits mehrere Schritte unternommen, um die Waschräume frauen- und geschlechtergerechter zu gestalten.

Seit November dieses Jahres stellt die Hochschule kostenlos Binden und Tampons zur Verfügung. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Universität Lausanne wurden Spender für Menstruationsprodukte aufgestellt, die hypoallergene Produkte aus chlorfreier, parfümfreier Bio-Baumwolle anbieten. Auch die rollstuhlgängigen Toiletten sind so ausgestattet, dass jede, die diese Produkte benötigt, sie erhalten kann.

Darüber hinaus wird derzeit eine umfassende Renovierung der vierzig Jahre alten Toiletten der Hochschule durchgeführt, mit dem Ziel, geschlechtsneutrale Einrichtungen im Zentrum des Ecublens-Campus zu schaffen.

Die Unterstützung für geschlechtsneutrale Toiletten wächst, wie ein kürzlich eingereichtes Postulat zeigt, das von einer überwältigenden Mehrheit des Waadtländer Kantonsrats angenommen wurde. Die Entscheidung der EPFL für eine Renovierung wurde auch durch den schlechten Zustand der Sanitäranlagen und der Abflüsse im CM-Gebäude, in dem sich mehrere Klassenzimmer und Hörsäle befinden, motiviert. Mit diesem Renovationsprojekt kann die Schule auf die langjährigen Anliegen der Studierenden eingehen und gleichzeitig die sanitären Anlagen umweltfreundlicher gestalten.

Eine schrittweise Markteinführung

Die ersten renovierten Toilettenblöcke – auf den Ebenen 0 und 1 des CM-Gebäudes – werden im ersten Quartal 2022 fertig sein. Danach werden die anderen Blöcke des Gebäudes renoviert, wobei Lärm und Störungen auf ein Minimum beschränkt werden sollen. Bis zum Beginn des Studienjahres im Herbst 2022 werden in diesem Bereich des Campus zehn Toilettenanlagen auf drei Etagen fertiggestellt sein. Danach werden sich die Bemühungen auf das benachbarte CE-Gebäude und anschliessend auf andere, zu einem späteren Zeitpunkt zu benennende Standorte konzentrieren.

Jeder Block wird acht Einzeltoiletten mit jeweils eigenem Waschbecken, eine rollstuhlgerechte Toilette und einen durch eine Tür abgetrennten hinteren Bereich mit fünf Urinalen und zwei Waschbecken enthalten. Breite Eingänge an beiden Enden des Blocks führen auf den Flur, und an der Wand des Korridors befindet sich ein eingelassener Bereich mit Wasserfontänen. Auf der Ebene 0 befinden sich ausserdem ein Stillraum, eine Garderobe und fünf Einzelduschkabinen, von denen eine für Rollstuhlfahrer zugänglich ist und die jeweils über einen eigenen Trockenbereich mit Sitzbank, Spind und Haartrockner verfügen.

Verpflegung für LGBTIQ+ Personen

Mit dieser Initiative soll auf die Bedürfnisse von Transgender- und nicht-binären Personen eingegangen werden, wie sie von Mitgliedern und Unterstützern der LGBTIQ+-Community geäussert wurden. Anfang 2021 haben PlanQueer und Amnesty International des Hautes Ecoles Lausannoises (Amnesty HEL) mit der Unterstützung von fünfzehn weiteren Kollektiven den Leitungsgremien der EPFL und der Universität Lausanne einen Bericht vorgelegt. Darin betonen diese Gruppen, dass Transgender- und nicht-binäre Personen bei der Benutzung von nicht geschlechtsneutralen Toiletten «verächtlichen Blicken, Fragen, Bemerkungen, Beschimpfungen und körperlicher Gewalt» ausgesetzt sind.

«Eine Reihe von Studien hat eindeutig gezeigt, dass geschlechtsspezifische Toiletten eine Quelle der Ausgrenzung und Diskriminierung für geschlechtsspezifische Minderheiten sind.»      PlanQueer and Amnesty HEL

Berücksichtigung auch von Umweltbelangen

Das grosse Renovationsprojekt, in das allein im CM-Gebäude 4,5 Millionen Franken investiert werden, umfasst auch eine umfassende Erneuerung der Sanitäranlagen, um dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen: Durch die Verwendung von Seewasser in den Toilettentanks wird der Trinkwasserverbrauch in den neuen Bädern um 70 % gesenkt. Der Urin wird aufbereitet und zu Dünger verarbeitet, was zur Entlastung der Kläranlagen beiträgt, da die Entfernung von Stickstoff und Arzneimittelrückständen aus dem Urin energieintensiv ist.

Ausserdem hofft man, dass mehr Menschen Leitungswasser anstelle von Dosen- und Flaschengetränken konsumieren, wenn sie bequem aus breiten horizontalen Brunnen trinken können, ohne den Waschraum betreten zu müssen. Für die Renovierung werden ausschliesslich umweltfreundliche Materialien aus der Region verwendet. Die Arbeiten zur Entfernung von Asbest aus den alten Wasserleitungen haben bereits begonnen – ein weiterer Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit.

Um die Beeinträchtigung so gering wie möglich zu halten, werden alle grösseren Arbeiten nachts, an Wochenenden oder während der Semesterferien durchgeführt.

Das Projekt wird von der Abteilung Entwicklung und Bau der EPFL in Zusammenarbeit mit der Abteilung Sicherheit und Betrieb des Vizepräsidiums für Betrieb (VPO) geleitet. Das Vizepräsidium für verantwortungsvolle Transformation (VPT) war mit dem Ressort Nachhaltigkeit ebenfalls involviert, das Büro für Chancengleichheit für die Aspekte der Vielfalt und Integration.

Laut der EPFL-Vizepräsidentin für verantwortungsbewusste Transformation wird die mit diesem Projekt angestrebte Inklusion allen zugutekommen:

«Vor allem die Toiletten sind Orte, an denen die Privatsphäre jeder und jedes Einzelnen geschützt werden muss, unabhängig von seinem Geschlecht oder ihrer sexuellen Identität.»      Gisou van der Goot

Auch an der Universität Lausanne wird an der Einrichtung geschlechtsneutraler Toiletten gearbeitet. Bemühungen wie diese, die den Schutz der Privatsphäre mit dem Respekt für die Umwelt verbinden, sind eine Antwort auf die Veränderungen in unserer Gesellschaft und in den individuellen Lebensstilen.