«Das breite Publikum hat mich aus meiner Blase herausgeholt»

Trisha Stewart, 17, ist eine von rund 170 Jugendlichen, die an der ETH Zürich eine Lehre absolvieren. Derzeit forscht sie im Bereich der Immunologie von Hefezellen. Die Biologielaborantin im dritten Jahr hat auch Online-Vorlesungen über Botanik gehalten.
Die Lernende Trisha Stewart fühlt sich als Teil des Labors, in dem sie arbeitet. (Foto: Trisha Stewart)

Trisha Stewart: «Ich habe mich gut in die Forschungsgruppe integriert, und ich habe das Gefühl, dass man mir zuhört, wenn ich Ideen vorschlage. Ich arbeite mit einem Doktoranden zusammen und wir untersuchen die Immunologie von Hefezellen. Morgens besprechen wir den Plan für den Tag, mit allen zu erledigenden Handgriffen. Wir schleusen zum Beispiel Plasmide – kleine kreisförmige DNA-Stränge – in Zellen ein, um die Gene zu bestimmen, die die Abwehrmechanismen beeinflussen. Anschliessend diskutieren wir gemeinsam die Ergebnisse. Dieses Projekt könnte natürlich auch ohne mich durchgeführt werden, aber ich denke, es würde viel länger dauern. Ich werde ein Jahr lang in dieser Forschungsgruppe bleiben, bevor ich wechsle. Diese Veränderungen machen unsere Arbeit sehr vielfältig. Lernende wie ich werden wirklich in die Forschung einbezogen, und wir werden oft in den Danksagungen der Arbeiten oder in Präsentationen erwähnt. Für mich ist es wichtig, dass unsere Arbeit anerkannt wird.

«Lernende wie ich werden wirklich in die Forschung einbezogen.»     

Ich interessiere mich schon seit meiner Kindheit für die Wissenschaft – mit vier Jahren habe ich bereits Steine gesammelt und später oft die Wissenschaftssendung Galileo gesehen. Ich hätte auch auf ein Gymnasium gehen können, aber ich wollte etwas Konkretes machen, nicht nur Theorie. Als ich merkte, dass man auch ohne Studium forschen kann, habe ich mich nach einer Lehre als Laborantin umgesehen. Ich habe einige Nachmittage damit verbracht, die drei Studienfächer – Physik, Chemie und Biologie – zu entdecken, wobei mir letzteres am besten gefallen hat, da es für mich das grösste Wissen beinhaltet. In Zürich gibt es nicht viele Ausbildungsplätze in Biologie, also habe ich alles getan, um an die ETH Zürich zu kommen. Wenn man hier aufwächst, kennt man die ETH Zürich natürlich, aber man denkt nicht unbedingt an eine Lehre – viele Freunde denken, ich sei Studentin, nicht Lernende.

Während des Teil-Lockdowns im Frühling 2020 habe ich mich am Projekt Lernarena beteiligt, einer Plattform, die von den Lernenden der ETH Zürich betrieben wird. Wir bieten Online-Unterstützung für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe und Einführungen in wissenschaftliche Themen für junge Auszubildende. Ich hielt zwei Vorlesungen über Zoom zum Thema Botanik, in denen ich unter anderem die Transpiration von Pflanzen erläuterte. Ich habe diese Erfahrung wirklich genossen! Ich musste lernen, komplexe Konzepte einem breiteren Publikum zu vermitteln, das hat mich aus meiner Blase herausgeholt.

Nach meiner Ausbildung möchte ich ein paar Jahre arbeiten, bevor ich vielleicht studiere, ich interessiere mich für die Bereiche Forensik und Diagnostik. Das kann an der ETH Zürich sein oder an einer Fachhochschule, das hängt davon ab, welchen Beruf ich anstrebe. Meine Forschungserfahrung wird auf jeden Fall wertvoll sein. Der Anfang war manchmal hart, aber ich habe schon viel gelernt. Und das in nur zwei Jahren!»