EPFL Teil neuer Allianz für gleichberechtigten Zugang zur Dialyse

Der dringende Bedarf an Dialysetherapien in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen hat zur Gründung einer interdisziplinären, internationalen Allianz geführt, die Fachleute aus wichtigen Organisationen wie der EPFL zusammenbringt.
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Das EPFL EssentialTech Centre, die African Association of Nephrology (AFRAN), die Francophone Society of Nephrology, Dialysis and Transplantation (SFNDT), die Swiss Society of Nephrology (SSN) und die University of Witwatersrand, Johannesburg (WITS) haben die RENal care for ALL Alliance (Ren'All Care) gegründet. Die Parteien haben eine gemeinsame Absichtserklärung mit dem ausdrücklichen Ziel unterzeichnet, die Entwicklung innovativer Dialyselösungen für akute und chronische Patientinnen und Patienten zu konsolidieren und zu beschleunigen.

Ungleicher Zugang in direktem Zusammenhang mit Todesfällen

Die Ungleichheit bei der Diagnose und Behandlung von akutem und chronischem Nierenversagen in LMICs im Vergleich zu Ländern mit höherem Einkommen, die in der gemeinsamen Erklärung genannt werden, ist schockierend: 80 % der Patientinnen und Patienten, die eine Nierenersatztherapie erhalten, leben in Regionen mit hohem Einkommen, die nur 12 % der Weltbevölkerung ausmachen. Darüber hinaus ist die gesellschaftliche Belastung durch vermeidbare Morbidität und Mortalität aufgrund von Nierenerkrankungen in LMICs besonders hoch, da sie eine viel jüngere Bevölkerung betreffen (Abbildung 1).

Eine 2016 im Lancet Global Health veröffentlichte Übersichtsstudie schätzt jedoch, dass in Afrika südlich der Sahara 86 % der Erwachsenen und 73 % der Kinder sterben, wenn sie eine Kurzzeitdialyse benötigen, weil sie keinen Zugang dazu haben.

«Diese gemeinsame Mission ist interessant, weil wir auf einen Bereich abzielen, in dem eine signifikante Wirkung erzielt werden kann», sagt Prof. Abdou Niang, Präsident der African Association of Nephrology und Vorsitzender der Dialyse-Arbeitsgruppe der International Society of Nephrology (ISN), «insbesondere bei akuten Nierenerkrankungen, die mit wenigen Dialysesitzungen behandelt werden können, wie es in den westlichen Ländern der Fall ist. In Afrika südlich der Sahara, insbesondere in ländlichen Gebieten, ist dies jedoch nicht möglich (Abbildung 2). Wenn wir die entsprechenden Technologien und Schulungen in die kommunalen Kliniken bringen, können wir unzählige Kinder und Erwachsene innerhalb von Stunden oder Tagen retten, die dann ein normales Leben führen können.»

Die Allianz hat mehrere Faktoren ausgemacht, die zu diesem Bedarf beitragen: Begrenzte Kapazitäten aufgrund fehlender Dialysegeräte, vor allem ausserhalb der Städte; die hohen Kosten und die Komplexität der Dialyse; fehlende Fachausbildung des Gesundheitspersonals; die Notwendigkeit der Überwachung und das Risiko schwerer Infektionen bei Dialysepatienten; und das Fehlen von Registern für Nierenerkrankungen.

Ein klareres Bild für gezielte Lösungen

Die Gründung der Allianz und die Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung markieren den Beginn eines zweiphasigen Aktionsplans. In der Einführungsphase wird die Allianz eine umfassende Analyse der bestehenden Dialysetechniken in den LMICs durchführen und die Barrieren und Hindernisse in diesen Kontexten ermitteln.

«Wenn wir uns ein klareres Bild von der Situation machen können, sind wir besser in der Lage, unser Vorgehen in Bezug auf innovative Designkonzepte festzulegen», erklärt Dr. Klaus Schönenberger, Direktor des EssentialTech Centre, «mit unserem gemeinsamen Fachwissen sind wir gut positioniert, um eine effektive Technologielösung zu entwickeln und schliesslich umzusetzen. Dazu gehören Robustheit, Benutzerfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Erschwinglichkeit und Umweltfreundlichkeit, die allesamt entscheidend sind, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.»

«Wenn wir die entsprechenden Technologien und Schulungen in die kommunalen Kliniken bringen, können wir unzählige Kinder und Erwachsene innerhalb von Stunden oder Tagen retten, die dann ein normales Leben führen können.»      Abdou Niang

In der zweiten Phase werden die Teams die Durchführbarkeit, Entwicklung und Umsetzung der in der ersten Phase festgelegten innovativen Konzepte untersuchen. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch Bemühungen zur Stärkung des Kapazitätsaufbaus und der Ausbildung von Fachkräften des Gesundheitswesens, durch die Unterstützung epidemiologischer Standards und Leitlinien sowie durch Lobbyarbeit bei der WHO und anderen internationalen Hilfsorganisationen.

«Um unseren Erfolg zu sichern, war es wichtig, sich formell zu einer Allianz zusammenzuschliessen und diese gemeinsame Absichtserklärung zu unterzeichnen», sagt Prof. Rudolf Wüthrich, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Nephrologie, «unser Prozess umfasst die drei Hauptpfeiler Innovation, Ausbildung und Epidemiologie. Indem wir so viele sich ergänzende Experten zusammenbringen, garantieren wir für die Dauer dieser wichtigen Initiative ein ausgewogenes Verhältnis von Fachwissen in all diesen Bereichen, was das Gesamtpotenzial und die Nachhaltigkeit der Initiative erhöht. Wir bemühen uns derzeit um die nötige Unterstützung und Ressourcen, um diese ehrgeizige Initiative auf den Weg bringen zu können.»

Rolle und Verfahren der Dialyse

Die Nieren haben die wichtige Aufgabe, das Blut von Giftstoffen zu befreien und den Wasserhaushalt des Körpers zu kontrollieren. Wenn die Nieren geschädigt sind und ihre Funktion nicht mehr erfüllen können, wird entweder eine Nierentransplantation oder die Dialyse als Ersatztherapie eingesetzt. Die Dialyse ist ein komplexer Vorgang und dauert mehrere Stunden.