Umdenken in der Logistik, um CO2- und SOx-Emissionen zu reduzieren

Eine bessere Zukunft aufbauen, indem man Supply Chain Excellence schafft. Das ist das Ziel des Executive Master in Global Supply Chain Management Programms, der an der EPFL vom International Institute for the Management of Logistics and Supply Chain angeboten wird. Und die firmeninternen Projekte der Programmteilnehmenden zeigen, dass ihre neuartigen Ideen die CO2- und Schwefeloxid-Emissionen erheblich reduzieren können.
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Das International Institute for the Management of Logistics and Supply Chain (IML), das zum College für Technologiemanagement der EPFL gehört, ist in der Supply-Chain-Branche hoch angesehen und hat Partnerschaften mit Merck, GSK, Ferring, Swatch, Richemont und anderen Unternehmen in der Schweiz, in Frankreich und auf der ganzen Welt geschlossen.

«Eine Person im mittleren Management kann durch ihre täglichen Entscheidungen einen Unterschied machen.»      Elaine Moran

«Wir bei IML glauben, dass jede Einzelne Veränderungen bewirken kann. Nicht nur als Verbrauchende, sondern auch durch unsere Rollen als Mitarbeitende grosser Organisationen», sagt Elaine Moran, die Geschäftsführerin von IML. «Durch die Förderung effektiver Lieferkettenanalysen, verantwortungsvoller Entscheidungsfindung und kollaborativer Führung bei Veränderungen können wir in der Lieferkettenbranche eine bessere Zukunft für unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und die Umwelt aufbauen. Eine Person im mittleren Management kann durch ihre täglichen Entscheidungen einen Unterschied machen. Wenn Sie zum Beispiel Lieferfirmen oder Distributoren für ein grosses Unternehmen oder sogar ein Familienunternehmen managen, haben Sie eine Menge Macht.»

Das IML wurde 1990 in Lausanne gegründet und 1995 durch eine gemeinsame Initiative von EPFL, École des Ponts ParisTech, Aftral (einem Berufsbildungsanbieter) und mehreren Produktions- und Dienstleistungsunternehmen nach Paris erweitert. «2019 haben wir unser Executive Master in Global Supply Chain Management Programm komplett überarbeitet und von Vollzeit auf Teilzeit umgestellt, so dass die Teilnehmenden studieren können, während sie in ihrem Job bleiben», sagt Moran.

Das neue Format beinhaltet auch spezifische Kurse, um die Teilnehmenden für die Herausforderungen der Industrie 4.0 in den nächsten 30 Jahren zu schulen: «Wir haben Professorinnen und Professoren der EPFL und anderer Universitäten sowie Führungskräfte aus der Wirtschaft befragt und drei Hauptthemenbereiche identifiziert – Digitalisierung und Nutzung von Innovationen, kollaborative Führung im Wandel und nachhaltiges Wachstum –, die wir mit einem ganzheitlichen Ansatz in unser Programm einbauen wollten.»

Nachhaltigkeit ist eines der Kernthemen des Programms. Laut Moran kaufen Kundinnen und Kunden zunehmend nur noch bei Unternehmen, die eine sozial und ökologisch verantwortungsvolle Politik verfolgen. Führungskräfte stehen unter dem Druck, ihren Kundenstamm zu pflegen und das Umsatzwachstum aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig ihre Betriebe nachhaltiger gestalten. «Ein einfacher Weg für Unternehmen, dies zu tun, ist, ihr internes Fachwissen zu nutzen, ihre Mitarbeitenden zu schulen und ihren Führungskräften zu helfen, die verschiedenen Kompromisse bei der sozialen Verantwortung von Unternehmen zu verstehen und auch, wie sie Veränderungen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette umsetzen können», sagt Moran.

«Ich wollte erforschen, wie diese Umstellung auf eine ökologischere Betriebsweise für mein Unternehmen zu einer Chance und sogar zu einem Wettbewerbsvorteil werden könnte, anstatt zu einem Problem.»      Gil Gaussen

Reduzierung der SOx-Emissionen um 8000 Tonnen pro Jahr bei einem Handels- und Schifffahrtsunternehmen

Von den rund 20 Teilnehmenden, die 2019 mit dem neu gestalteten Masterstudiengang begannen, schlossen mehrere 2020 ihr Studium ab, nachdem sie unternehmensinterne Projekte durchgeführt hatten, die zu einer deutlichen Reduzierung des CO2-Fussabdrucks und der SOx-Emissionen ihrer Unternehmen führten.

Gil Gaussen, der Bunker- und Versandmanager bei Chiquita, ist einer dieser Teilnehmer. Sein Masterprojekt mit dem Titel «Strategic Approach of an Energy Transition Project within an International Trading & Shipping Company» könnte die SOx-Emissionen seines Unternehmens drastisch reduzieren: «Chiquita wird jährlich 7911,375 Tonnen Schwefeloxid weniger ausstossen und im Vergleich zu unserer Konkurrenz Einsparungen im siebenstelligen USD-Bereich erzielen», sagt er.

Gaussen meldete sich für das Programm an, weil er ein besseres Verständnis der Lieferketten als Ganzes erlangen wollte: «Es wird immer wichtiger, ein Gesamtbild davon zu haben, wie die verschiedenen Teile zusammenpassen. Und dieser Masterstudiengang gibt uns genau das», sagt Gaussen. Das Thema, das er für sein Masterprojekt gewählt hat, steht im Zusammenhang mit einer neuen globalen Verordnung (IMO 2020), die am 1. Januar 2020 in Kraft trat, um die schädlichen SOx-Emissionen von Schiffen erheblich zu reduzieren: «Ich wollte erforschen, wie diese Umstellung auf eine ökologischere Betriebsweise für mein Unternehmen zu einer Chance und sogar zu einem Wettbewerbsvorteil werden könnte, anstatt zu einem Problem.»

Reduktion der CO2-Emissionen durch Änderung der Transportmethoden

Rafael Hammer, Senior Manager der Group Supply Chain Procurement bei der Ronal AG, ist ein weiterer Absolvent des Programms 2020. Die Ronal AG stellt Räder für Pkw und Nutzfahrzeuge her, und Hammers Projekt steht für eine Reduktion der CO2-Emissionen aus der Inbound-Lieferkette des Unternehmens um fast 10 %: «Dies wurde durch die Umstellung auf intermodalen Transport möglich – also die Nutzung einer Kombination aus Zügen und Lkw, um die in den Häfen ankommenden Waren zu transportieren – und durch die Verwendung einer multikriteriellen Tabelle mit Fokus auf Nachhaltigkeit als Entscheidungshilfe für strategische Einkäufer», sagt Hammer. «Das Masterprogramm vermittelte mir das Know-how und die Fähigkeiten, Supply-Chain-Projekte sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene zu planen und umzusetzen, und das alles in einem sehr anregenden, internationalen Umfeld», sagt Hammer, der dieses Know-how und diese Fähigkeiten in sein Unternehmen zurückbrachte und sie nun in seiner täglichen Arbeit einsetzt, um wirklich etwas zu bewirken.