Freiwillige Förster für Waldexperiment gesucht

Welche Bäume sollten europäische Förster pflanzen, um ihre Wälder auf den Klimawandel vorzubereiten? Eine von der Europäischen Kommission unterstützte Forscherin der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL verteilt eine spezielle Mischung aus Buchen- und Weisstannensamen an Forstleute in ganz Europa, um das Überleben und Wachstum der Bäume in deren Wäldern zu testen.
(© WSL / Pixabay License)

In einem Waldstück neben der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL wachsen einige ganz besondere Waldbaumsetzlinge. Sie sind unter Metallkörben geschützt und mit gelben Schildchen beschriftet, auf denen "Pohorsko, Slowenien", "Pyrenäen, Frankreich", "Alborz-Gebirge, Iran" und andere Orte angegeben sind. Ähnliche Experimente laufen derzeit in sieben europäischen Ländern und werden in den nächsten fünf Jahren im Rahmen des europäischen Projekts MyGardenOfTrees laufen. "Wir wollen verstehen, welches Überlebens- und Wachstumspotenzial eine bestimmte Waldbaumpopulation - und ihr einzigartiger Satz von Genen - hat, indem wir sie unter verschiedensten Umweltbedingungen testen", sagt Katalin Csilléry, Projektleiterin und Leiterin der Gruppe Evolutionsgenetik an der WSL.

Sie nahm das Risiko auf sich, ein Projekt zu entwickeln, das auf die Mithilfe von Förstern angewiesen ist. Diese sollen Experimente mit den ihnen zugesandten Samen durchführen. "Die Förster sorgen sich um die Zukunft ihrer Wälder und sind begeisterungsfähig für Experimente. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen können", fährt Csilléry fort. Auch tragen die Förster mit ihren Fähigkeiten, ihrer Zeit und ihrem Wissen viel zu diesem Projekt bei. "Ich möchte sie für ihre Beteiligung entschädigen, indem ich ein Prognosewerkzeug entwickle, mit dem Förster optimale Saatgutquellen auswählen können, um ihre Wälder für das erwartete zukünftige Klima fit zu machen."

Partizipative Wissenschaft: Gute Kommunikation ist der Schlüssel

"Wussten Sie, dass die Europäer etwa 29 verschiedene Sprachen sprechen? Ich weiss nicht einmal, wie man das Wort Wald in den meisten dieser Sprachen ausspricht", lacht Nicole Ponta, Projektkoordinatorin von MyGardenOfTrees. "Deshalb haben wir lokale Koordinatoren in ganz Europa eingestellt." Sie befinden sich in Frankreich, Deutschland, Ungarn, Polen, Rumänien, Griechenland, Kroatien und Spanien und suchen nun nach Teilnehmern für die kommenden Studien in den Jahren 2022-2027. "Wir möchten in diesem Jahr mindestens 500 Teilnehmer rekrutieren. Waldbewirtschafter und -besitzer, aber auch engagierte Bürger und Gemeinden, die die Genehmigung eines Waldbesitzers haben, sind herzlich willkommen", erklärt Ponta.

Die Teilnehmer müssen sich bereit erklären, einen kleinen Versuchsgarten, einen so genannten Mikrogarten, anzulegen und ihn mindestens fünf Jahre lang zu beobachten. In der Pilotphase 2021 rekrutierte das Projekt 25 Teilnehmer, deren Beobachtungen und Rückmeldungen zur Entwicklung der Protokolle verwendet wurden. Die Teilnehmer übermitteln ihre Beobachtungen mit ihren Smartphones, die an den Projektserver gesendet und auf der Webseite [https://www.mygardenoftrees.eu/about/results] in Echtzeit visualisiert werden.

Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. "Einige osteuropäische Herkünfte stechen mit einer aussergewöhnlich hohen Keimrate hervor, insbesondere solche aus Slowenien. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nur spekulieren, aber diese Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass Herkünfte, die eine grosse genetische Vielfalt beherbergen, eine gute Leistung im Freiland aufweisen", erklärt Csilléry.

Samen direkt in den Wald aussäen

Die Methode des Projekts ist für die Förster eher ungewöhnlich: Sie erhalten Saatgut, das sie direkt in den Wald säen, ohne den Boden zu bearbeiten. "Sie wissen, dass das Saatgut von Tieren gefressen und transportiert wird und dass die Sterblichkeit in den ersten Jahren extrem hoch ist. Aus diesem Grund verwenden sie Baumschulen. Dies ist jedoch die einzige Möglichkeit, etwas über die natürliche Verjüngung zu lernen", erklärt Csilléry.

Aber die Forscher überlassen es trotzdem nicht ganz der Natur: Dr. Ponta hat die speziellen Metallkörbe - die das Team als Saatgutschützer bezeichnet - von einer Firma entwickeln lassen. "Sie schützen nicht nur das Saatgut und die Setzlinge, sondern auch den umliegenden Wald vor einer möglichen genetischen Kontamination durch fremdes Saatgut".

Die Samen für die neuen Teilnehmer sammeln

Das Projekt sammelt auch sein eigenes Saatgut, wofür es mehrere Baumkletterer eingestellt hat. Glücklicherweise verspricht das Jahr 2022 sowohl für die Buche als auch für die Weisstanne ein Mastjahr zu werden. In Mastjahren tragen die Bäume besonders viele Blüten und Früchte. Deshalb wird das Team im Herbst in ganz Europa auf Samenjagd gehen. "Es wird eine grosse gemeinsame Anstrengung mit lokalen Förstern, Mitarbeitern und den lokalen Koordinatoren des Projekts sein. Dies ist unsere Chance, alle notwendigen Samen zu sammeln, die die gesamte genetische Vielfalt dieser beiden Arten repräsentieren", erklärt Csilléry.