Folgen des Pestizideinsatzes in den Tropen

Während der Einsatz von Pestiziden in Industriestaaten immer kritischer hinterfragt wird, ist in tropischen Ländern über dessen Folgen für die Gesundheit von Mensch und Umwelt weniger bekannt. Das interdisziplinäre Projekt «Pestrop» ändert das und zeigt auf, wo die Hebel angesetzt werden müssen.
Bauern beim Spritzen von Gemüse in der Region Zarcero, Costa Rica. (Foto: Mirko Winkler, Swiss TPH)
Geht es um Wasser im globalen Süden, steht meist die mikrobiologische Qualität im Fokus. Kein Wunder, verbreiten sich doch Krankheiten wie Cholera oder Typhus über verschmutztes Trinkwasser. Pestizide sind in tropischen Regionen dagegen ein wenig erforschtes Thema. Nun hat jedoch ein Team mit Expertinnen und Experten aus Umweltchemie, Humantoxikologie sowie Politikwissenschaften in zwei Testregionen in Costa Rica und Uganda von 2017 bis 2020 untersucht, welche Pestizide dort zum Einsatz kommen und welche Wirkstoffe in Bächen sowie bei der Trinkwassergewinnung gefunden werden. Gleichzeitig wurde erforscht, wie Landwirtinnen und Landwirte mit Pestiziden umgehen und wie gut sie über deren Risiken informiert sind. Das Team fand klare Nachweise für langfristige negative Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf die Gesundheit von Landwirtinnen und Landwirten. Zudem deckte das Projekt Defizite auf: bei Umweltdaten, bei einer ungenügenden Beratung der Bäuerinnen und Bauern und bei veralteten gesetzlichen Vorgaben zum Pestizideinsatz.  

Überraschende Insektizidfunde

Im Fokus des Projekts standen «moderne», oft polare Wirkstoffe wie Fungizide und Insektizide. Zu denen gibt es sowohl in Afrika als auch in Zentralamerika noch kaum Regulierungen. Sie werden aber offensichtlich breit angewendet. In einzelnen Proben aus Bächen fanden die Forschenden Wirkstoffe in Konzentrationen, die deutlich über den Grenzwerten lagen, wie sie die Schweiz kennt. Und auch in Bohrlöchern und Weihern, aus denen die Bevölkerung ihr Trinkwasser bezieht, wurden problematische Konzentrationen gefunden. Ausserdem – und das war überraschend – fand das Team Substanzen im Wasser, die kaum auf den Feldern versprüht werden, darunter das in der Schweiz inzwischen verbotene Insektizid Chlorpyrifos. Die Forschenden vermuten, dass das Mittel zur Bekämpfung von Mücken und Milben in Ställen eingesetzt wird und zum Beispiel mit Hofdünger in die Umwelt gelangt.

Das Projekt «Pestrop» wurde gemeinsam geleitet vom Wasserforschungsinstitut Eawag und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut.

Philipp Staudacher über den Einsatz von Pestiziden in Entwicklungsländern

Vortrag am Eawag Infotag 2023

Am Eawag Infotag «Wasserforschung für nachhaltige Entwicklung» am 14. September 2023 in Dübendorf wird Christian Stamm, stellvertretender Direktor der Eawag, die Untersuchungen der Eawag zum Einsatz von Pestiziden im Globalen Süden, aber auch in der Schweiz näher beleuchten und die Forschungsresultate vorstellen. Er wird insbesondere den Zielkonflikt zwischen Pflanzenschutz versus Umwelt- und Gesundheitsschutz erläutern, die Ursachen der Probleme identifizieren und mögliche Lösungsstrategien skizzieren. Weitere Informationen zum Programm des Eawag Infotages und zur Anmeldung

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Originalpublikation

Oltramare, C.; Weiss, F. T.; Staudacher, P.; Kibirango, O.; Atuhaire, A.; Stamm, C. (2023) Pesticides monitoring in surface water of a subsistence agricultural catchment in Uganda using passive samplers, Environmental Science and Pollution Research, 30(9), 10312-10328, doi:10.1007/s11356-022-22717-2, Institutional Repository

Finanzierung / Kooperationen

  • Eawag
  • Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH)
  • Universität Bern
  • Universität Basel
  • Nationale Universität, Costa Rica
  • Makerere-Universität, Uganda
  • Uganda National Association of Community and Occupational Health (UNACOH)

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