Metaversum: Luchsauge im digitalen Raum

Dank der vom EPFL-Spin-off Creal entwickelten verbesserten Lichtfeldtechnologie erscheinen Bilder der erweiterten und virtuellen Realität immer lebensechter und belasten die Augen der Nutzerinnen und Nutzer weniger. Das Unternehmen wird die neueste Version seines Systems diese Woche an der Augmented World Expo in Kalifornien vorstellen.
© 2021 Creal

Augmented Reality und Virtual Reality könnten eines Tages zu unserem Alltag gehören, sei es beim Lebensmitteleinkauf, bei einer Besprechung, einem Videospiel oder sogar bei einer Operation. Einige Technikbegeisterte glauben, dass viele unserer täglichen Interaktionen bald im Metaversum stattfinden könnten – einer alternativen Welt, in der sich Menschen nahtlos zwischen der virtuellen und der physischen Welt bewegen. Doch bevor es so weit ist, müssen AR- und VR-Systeme in vielerlei Hinsicht verbessert werden, z. B. durch Verbesserung der Berührungs- und Geruchsfunktionen, Optimierung der Schnittstellen mit virtuellen Elementen und Darstellung lebensechterer Bilder. Diese letzte Herausforderung haben die Gründungsmitglieder von Creal mit ihrer neuen Generation von Lichtfeldtechnologie in Angriff genommen. Das System von Creal ermöglicht es dem menschlichen Auge, virtuelle Objekte in jeder Tiefe zu fokussieren, genau wie bei Objekten in der realen Welt. Das Unternehmen wird die neueste Version seines Systems diese Woche auf der Augmented World Expo vorstellen – einer der grössten AR-Branchenkonferenzen der Welt.

«AR-Brillen müssen bequem und intuitiv sein und die Bilder natürlich darstellen, wenn sie sich wirklich durchsetzen sollen.»      Tomas Sluka

Obwohl Start-ups in der Regel mit kurzen Zeitfenstern arbeiten und oft die gesetzten Fristen nicht einhalten, war die Expansion von Creal ein Musterbeispiel für Schweizer Präzision. Es wurde vor vier Jahren gegründet und schloss seine erste Finanzierungsrunde erst vor drei Jahren ab; Ende 2019 kündigte es an, dass es Ende 2021 ein miniaturisiertes System vorstellen würde, das in ein AR-Headset passt. Wie geplant, wird dieses System auf der Expo vorgestellt, so dass Branchenfachleute und Interessierte die Möglichkeit haben, Creals AR-Bilder von Molekülen und Kolibris sowie eine VR-Umgebung eines Flugs ins All zu erleben. Eine High-Tech-Form des Kinderspiels.

Tomas Sluka, CEO von Creal, glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir alle Augmented-Reality-Brillen tragen – und dass die Technologie seines Unternehmens zum perfekten Zeitpunkt kommt. «AR-Brillen müssen bequem und intuitiv sein und die Bilder natürlich darstellen, wenn sie sich wirklich durchsetzen sollen», sagt er, «keine der derzeit auf dem Markt befindlichen Brillen erfüllt all diese Kriterien», weil die meisten von ihnen 2D-Bilder für jedes Auge anzeigten und nur einen stereoskopischen 3D-Effekt böten. Das habe zur Folge, dass die Akkommodation – der Prozess, durch den sich unsere Augen auf unterschiedliche Entfernungen einstellen können – nicht möglich sei, wenn wir in diese Brillen schauten: «Das lässt die Bilder, die wir durch die Brille sehen, unnatürlich erscheinen und kann sogar zu Übelkeit führen», sagt Sluka.

Extrem realistische Bilddarstellung

Mit der verbesserten Lichtfeldtechnologie von Creal wird das Lichtfeld so nachgebildet, wie es in der realen Welt existiert. Das System umfasst einen winzigen Projektor, der hologrammartige Bilder mit all der optischen Tiefe und den Nuancen erzeugt, die wir in der Natur wahrnehmen würden.

Einige andere Unternehmen haben versucht, Lichtfeldsysteme zu entwickeln, die in AR- oder VR-Brillen integriert werden können – aber keinem von ihnen ist es gelungen, eine Technologie zu entwickeln, die Lichtfeldbilder in guter Qualität und zu erschwinglichen Rechenkosten liefert. Creal hat in seinen Räumlichkeiten im Innovationspark der EPFL bereits mehrere Einheiten seines Systems für Tests und Prototypen hergestellt. Wie konnte Creal seine Technologie so schnell entwickeln? «Wir hatten das Glück, mehrere talentierte Ingenieurinnen und Ingenieure einstellen zu können, als Magic Leap und Intel ihre Forschungs- und Entwicklungszentren hier auf dem Campus schlossen», sagt Sluka. Er schätzt, dass es noch zwei Jahre dauern wird, bis das System von Creal in die dünnen Arme von AR-Brillen integriert werden kann.

Zwei EPFL-Spin-offs entwickeln Technologie für immersivere virtuelle Meetings

Creal und das EPFL-Spin-off Imverse haben sich zusammengetan, um eine Technologie zu entwickeln, die virtuelle Meetings in eine Versammlung von Hologrammen verwandelt. Ihr Gerät funktioniert mit Kameras für Videospiele und ist daher einfach und leicht zu bedienen. Imverse liefert die Mechanismen zur Erzeugung von Voxeln oder 3D-Pixeln der Teilnehmenden, während das Lichtfeldsystem von Creal das Erlebnis für die Nutzenden so realistisch wie möglich macht.