EPFL Innovation Park wird um Schwerpunkt Co-Kreation erweitert

Der EPFL Innovation Park, der dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, soll erweitert werden und «Ecotope» ins Leben rufen, ein offenes Ökosystem, das die Entstehung von Start-ups fördert und Unternehmen dank verstärkter Zusammenarbeit zu Wachstum verhilft. Sein wichtigster Partner ist der Kanton Waadt.
Zusammenfassendes Bild der Gewinner 3XN | GXN and Itten+Brechbühl.©EPFL 2022

«Das Ecotope-Projekt wird ein riesiger Gewinn für unseren Kanton sein. Es wird die Innovation – ein Garant für Arbeitsplätze – sowie die Wettbewerbsfähigkeit der EPFL und anderer Akteure unserer Wirtschaft stärken», freute sich Philippe Leuba, Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Innovation und Sport des Kantons Waadt. Der EPFL Innovation Park feiert dieses Jahr nicht nur sein 30-jähriges Bestehen, sondern wird mit dem neuen Zentrum auch seine Fläche verdoppeln. «Es geht nicht nur um Quadratmeter. Heutzutage brauchen Start-ups und alle innovationsorientierten Unternehmen ein kreatives Umfeld und die Möglichkeit, sich jeden Tag auszutauschen. Wir bauen ihnen ein lebendiges und anregendes Ökosystem», versprach Ursula Oesterle, Vizepräsidentin für Innovation an der EPFL und treibende Kraft hinter dem Projekt.
 

Auf die Notlage reagieren...

Für die dreissig Spin-offs, die jedes Jahr aus den Labors der EPFL hervorgehen, ist es nicht einfach, Räumlichkeiten zu finden und grosse Unternehmen verfügen über keine unbenutzten Flächen mehr: Im EPFL Innovations Park beschäftigen mehr als 150 Start-ups und 30 Grossunternehmen über 2600 Mitarbeitende. Die hohe Attraktivität des Parks und der Bedarf an zusätzlichen Räumlichkeiten veranlassten die Fondation EPFL Innovation Park, die EPFL, den Kanton Waadt und die Gemeinde Ecublens, sich für die Zukunft bereit zu machen. Ziel ist es, die für Innovationen vorgesehene Fläche – derzeit 55 000 m2 – innerhalb von zehn Jahren zu verdoppeln.

...und für die Herausforderungen von morgen bereit sein

Nebst der Notlage musste auf eine weitere Herausforderung reagiert werden. Um einen Schritt weitergehen zu können, haben sich Ursula Oesterle und ihr Team mit den Bedürfnissen von Start-ups, Industrie und Forschung auseinandergesetzt. «Bei der Gründung eines Unternehmens tauchen immer häufiger die Begriffe ‹Mission›, ‹soziale Rolle› und ‹Impact› auf», berichtete Ursula Oesterle. All das ist natürlich an wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt. Gründerinnen und Gründer von Start-ups, Leitende von KMUs und Grosskonzernen befassen sich nun alle mit der Frage, welche Aufgabe ihnen angesichts der unsicheren und schwierigen Rahmenbedingungen, in denen wir leben, beim Aufbau einer besseren Zukunft zukommt.» Ecotope wird zu einem Ort werden, an dem Behörden, Forschende, Investorinnen und Investoren, Industrielle, Unternehmende, Studierende und Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen und einen ständigen Dialog führen können. Für die Architektinnen und Architekten stellt der Auftrag eine grosse Herausforderung dar: Das Zentrum soll sich perfekt in die umliegende Natur einfügen, den Mietenden eine ruhige Arbeitsumgebung bieten und gleichzeitig einen echten Dorfplatz bilden, auf dem Ideen aufeinandertreffen und Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen und nach neuen Lösungen suchen können. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist daher die Schaffung von Räumen, in welchen informelle Diskussionen und Ko-Kreation gefördert werden.

Der erste Teil von Ecotope, dessen Architekturwettbewerb Anfang Juni abgeschlossen wurde, sieht eine Fläche von 25 000 m2 für Büros, Labore und Begegnungsräume vor. Er wird rund einen Kilometer vom derzeitigen, zum Projekt gehörenden Innovation Park entfernt liegen. Mit Hilfe der Gemeinde soll ferner ein Konzept für sanfte Mobilität erarbeitet werden, um den Austausch zwischen den beiden Standorten zu fördern. Der Beginn der Arbeiten an den neuen Gebäuden ist für 2023 vorgesehen.

Ein Strategieplan

Dieser wahre Innovationshub soll den strategischen Plan der EPFL unterstützen, der sich transversaler Schlüsselbereiche wie Nachhaltigkeit, Ökologie, Alterung, künstliche Intelligenz oder Gesundheit verschrieben hat. Solch weitreichende gesellschaftliche Probleme können nur mittels Zusammenarbeit vieler verschiedener Bereiche angegangen werden. Und ganz besonders für die Behörden sind sie von grosser Bedeutung: «Die strategischen Achsen der EPFL und die daraus entstehenden Geschäftsfelder für Start-ups stimmen voll und ganz mit unseren Prioritäten überein. Für den Kanton Waadt stellt die Schaffung eines Ortes, an dem Industrie, Technologie, Forschung und Gesellschaft gemeinsam nach Antworten auf die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen von morgen suchen, eine einzigartige Gelegenheit dar», sagte Philippe Leuba.

Für Martin Vetterli, den Präsidenten der EPFL, ist der Innovation Park ein wesentliches Element: «Vor dreissig Jahren kam uns eine Pionierrolle zu, als wir die Wissenschaften und die Industrie geografisch näher zusammenbrachten und eng mit der Schweizer Gesellschaft und Wirtschaft zusammenarbeiteten. Wir begannen schon früh damit, Start-ups zu unterstützen. Diese Strategie zahlt sich aus, und wenn ich persönlich Forschende betreue, sind für mich die Chancen in der Industrie genauso wichtig wie die akademische Laufbahn. Unser Nutzen zeigt sich in beiden Bereichen. Mit Ecotope bauen wir eine wichtige Einrichtung, die dafür sorgt, dass die EPFL weiterhin ein relevanter Wirtschaftspartner bleibt und zur Dynamik der Region beiträgt.»

Eine erfolgreiche Genfersee-Szene

Dank Ecotope wird die EPFL und im weiteren Sinne die Genferseeregion ihre führende Stellung in den Bereichen Innovation und Unternehmensgründung stärken können. Die Einrichtung wird die Tradition der Vernetzung (u.a. mit UNIL, ECAL, HEIG, IMD, La Source, EHL usw.), die der Genfersee-Szene zu Ansehen verholfen hat, fortsetzen: Zwischen 2013 und 2021 wurden in der Region schätzungsweise 3,6 Milliarden Franken an Risikokapital aufgebracht, was 30 % des Schweizer Gesamtvolumens entspricht (im Vergleich zu 36 % in der Region Zürich). Bei der Gründung von Start-up-Unternehmen zeigt sich ein ähnlicher Erfolg: 2005 wurden im Rahmen der EPFL fünf Start-up-Unternehmen gegründet. Im letzten Jahr waren es 33. Die Mittel, die diese Start-ups aufgebracht haben, sind ebenso schnell gewachsen: von 25 Millionen im Jahr 2005 auf 779 Millionen im Jahr 2021.