Climeworks holt 600 Mio. Franken

In einer neuen Finanzierungsrunde hat das ETH-Spin-off Climeworks 600 Mio. Franken gesammelt. Damit wird das Unternehmen, das CO2 nachhaltig aus der Luft filtert, weltweit neue Grossanlagen bauen.
Orca ist die bisher grösste CO2-​Abscheidungsanlage von Climeworks. (Bild: Climeworks)

Anfang April hat der Weltklimarat den dritten Teil des jüngsten IPCC-Berichts zum Schutz des Klimas veröffentlicht. Darin zeigen sich die Autorinnen und Autoren verhalten optimistisch, dass eine Wende hin zu einer Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen möglich ist – und zwar sowohl in den wohlhabenden Ländern wie auch im globalen Süden. Um die die globale Erwärmung auf 1,5°C zu beschränken, sind gemäss den Berechnungen des IPCC aber massive Investitionen in CO2-freie Technologien notwendig.

Mit CO2-Sauger gegen die Klimakrise

Mit der an der ETH entwickelten Direct-Air-Capture-Technologie von Climeworks lässt sich bereits emittiertes CO2 aus der Luft filtern. «Wir haben Climeworks mit der Vision gegründet, der Welt eine Technologie zur Verfügung zu stellen, die das Potenzial hat, den Klimawandel umzukehren», erklärt Climeworks-CEO Jan Wurzbacher die Mission des von ihm mitgegründeten Unternehmens.

Die frischen Mittel sollen insbesondere in neue Grossanlagen und zusätzliche Mitarbeitende investiert werden. Dadurch kann der Ausbau der Kapazität um Kohlenstoff abzubauen deutlich beschleunigt werden. «Wir hoffen, dass unsere CO2-Sauger bei den globalen Bemühungen, die Erderwärmung unter 1,5°C zu halten, eine entscheidende Rolle spielen werden», so Wurzbacher. Neben dem Schweizer Vermögensverwalter Partners Group und dem Staatsfonds GIC Singapore gehört auch die Swiss Re zu den Kapitalgebern.

Greentech an der ETH

Dass grüne Technologien ein grosses Marktpotenzial haben und zeigt nicht nur der aktuelle Erfolg von Climeworks sondern auch das rasche Wachstum des ETH-Spin-offs Synhelion, das mit Hilfe eines Solarreaktors aus der Luft gefiltertes CO2 in klimaneutrale Treibstoffe verwandelt. Gemeinsam mit Partnern plant das Unternehmen nun den Bau der ersten industriellen Anlage für die Produktion von klimafreundlichem Kerosin in Deutschland.

Die wachsende Bereitschaft von Risikokapitalgebern, in ETH Spin-offs zu investieren, ist auch ganz im Sinne von ETH-Präsident Joël Mesot: «Die ETH will ihren Beitrag leisten, um die grossen globalen Herausforderungen zu adressieren. Es freut mich deshalb, dass Spin-offs aus unserer Hochschule immer erfolgreicher mit ihren Lösungen am Markt agieren».

Wachsende Familie an ETH-Einhörnern

Die jüngste Investitionsrunde bescherte Climeworks frisches Kapital von 600 Mio. CHF, was zeigt, dass das ETH-Spin-off zu den sogenannten Einhörnern gehört, also einem Startup mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde CHF. Das Cleantech-Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich ist somit ein Mitglied der wachsenden Familie von ETH-Einhörnern. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die 2009 gegründete Software-Firma Scandit in einer Finanzierungsrunde 150 Mio. US-Dollar neues Kapital erhalten und damit ebenfalls den Einhorn-Status erlangt hatte. Die 1995 als ETH-Spin-off gegründete Firma AutoForm kam im November 2021 in neue Hände. Die US-Investorengruppe Carlyle zahlte nach Presseberichten rund 2 Mrd. US-Dollar. GetYourGuide, ein 2009 von ETH-Doktorierenden gegründete Online-Plattform für Reisen und Freizeit, liess 2019 mit einer Finanzierungsrunde in Höhe von gegen 500 Mio. CHF aufhorchen und gilt seither ebenfalls als Einhorn.