Professionelles Networking so einfach wie Online-Dating dank neuer App

Impresso Labs, ein Startup im Innovationspark der EPFL, hat eine professionelle Netzwerk-App entwickelt, die nur verifizierte Profile enthält. Es ist eines von fünf Schweizer Start-ups, die für die Präsentation am Web Summit 2019 ausgewählt wurden - und das einzige aus der französischsprachigen Schweiz.
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Impresso ist eine neue professionelle Netzwerk-App, die den Menschen helfen soll, Geschäftskontakte zu knüpfen. Verfügbar in Google Play und im App Store, nahm sie sich LinkedIn und Tinder als Modell, wenn auch mit einigen wesentlichen Unterschieden. "Unsere App hat keinen Messaging-Service, kein "swiping" und keinen Spam", sagt Ben Beh, der Gründer von Impresso Labs. "Wir wollten eine Plattform schaffen, auf der ausschliesslich verifizierte Benutzer ihre persönlichen professionellen Meetings einrichten können."

Sobald sich die Benutzer in der App registriert haben, können sie andere Benutzerprofile durchsuchen und Kontaktanfragen an bestimmte Personen senden. Eine Geolokalisierungsfunktion beschränkt die Suche auf Personen im gleichen Gebiet. Wer eine Kontaktanfrage stellt, muss angeben, was er sucht - zum Beispiel einen Partner für ein bestimmtes Projekt, eine Stellenausschreibung oder eine professionelle Beratung. Die andere Person kann dann die Einladung annehmen oder ablehnen. Wenn sie einverstanden ist, gibt die App die Telefonnummer jedes Benutzers an. "Es ist wie beim Austausch von Visitenkarten", sagt Beh. "Unsere App übermittelt Kontaktinformationen, und das ist alles. Es ist dann Sache der Benutzer, sich gegenseitig anzurufen und ein persönliches Treffen zu vereinbaren, wenn sie wollen."

Benutzer, die Anfragen annehmen, erhalten Gutschriften in Form von XIMs, d.h. elektronischen Münzen, die hauptsächlich in Videospielen verwendet werden. Für jede angenommene Anfrage erhalten sie Gutschriften, die in etwa dem Preis einer Tasse Kaffee entsprechen. Das Unternehmen plant, die Blockchain-Technologie in seine App zu integrieren, wobei die XIMs in eine Kryptowährung umgewandelt werden.

Nur verifizierte Benutzer und Lebensläufe

Der Hauptvorteil der App besteht darin, dass sie so konzipiert wurde, dass alle Benutzer echte Menschen und keine Internet-Bots sind. Sie müssen bei der Registrierung ein Porträtfoto und eine Kopie ihres Ausweises vorlegen. Diese Richtlinie trägt dazu bei, Vertrauen in die App aufzubauen. "Ich habe Hunderte von Kontakten auf LinkedIn", sagt Beh, "aber ich bezweifle, dass alle von ihnen es wirklich wert sind, behalten zu werden. Professionelle Netzwerke sind nur dann effektiv, wenn Ihre Kontakte Personen sind, die Sie tatsächlich kennen, und nicht nur virtuelle Profile. Mit unserer App können Benutzer schnell und einfach ein professionelles Netzwerk aufbauen, indem sie nur Personen auswählen, die sie persönlich getroffen haben und ihnen etwas bringen können. Ob sie nun ihre Karriere entwickeln, neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen oder einfach nur neue Leute kennenlernen möchten, Impresso kann den Anwendern wertvolle Zeit sparen."

In Zukunft können Personalvermittler mit der App Arbeitszeugnisse, Abschlüsse und andere berufliche Qualifikationen überprüfen - eine sehr nützliche Funktion für das Screening von Bewerbern. Beh erklärt: "Basierend auf Gesprächen, die ich mit großen Personalberatungsunternehmen geführt habe, verbringen die HR-Mitarbeiter viel Zeit damit, Bewerbungen zu sortieren, zu überprüfen, ob die in Lebensläufen gemachten Aussagen korrekt sind, und Referenzen zu kontaktieren. Es kann sogar bis zu zwei Wochen dauern, nur um mit jemandem sprechen zu können, der als Referenz aufgeführt ist." Aber irgendwann müssen Bewerber den Personalvermittlern nur noch ihr Impresso-Profil schicken, da die Dokumente bereits geprüft und die Referenzen überprüft wurden. "Wir sind aber noch nicht da", sagt Beh. "Personalvermittler müssen zuerst sehen, dass sie unserer App wirklich vertrauen können."

Die Entwickler der App arbeiten auch daran, Impresso mit Hilfe einer Funktion, die in Zusammenarbeit mit dem Decentralized and Distributed Systems Lab (DEDIS) der EPFL unter der Leitung von Prof. Bryan Ford entwickelt wurde, um die Blockchain-Technologie hinzuzufügen. Dadurch kann die App Daten dezentral speichern und bietet mehr Sicherheit für die Informationen der Benutzer. "Die von uns in Betracht gezogene Technologie - wie Omniledger, Calypso und Skipchain - wird die Art und Weise verändern, wie die Daten der Benutzer gespeichert, geteilt und gelöscht werden. Natürlich werden wir auch sicherstellen, dass die Anwendung mit der Allgemeinen Datenschutzverordnung der EU übereinstimmt", sagt Beh.

Impresso Labs konzentriert sich derzeit auf professionelle Netzwerke und Rekrutierung. Aber sie könnte ihr Konzept auch auf andere Branchen ausdehnen, wie z.B. Gesundheitswesen und Pharmazie, wo Benutzerdaten an Dritte weitergegeben werden.

Über den Web Summit 2019

Der Web Summit ist eine jährliche globale Konferenz, bei der Fachleute die neuesten Entwicklungen in der Internet-Technologie entdecken. Die Ausgabe 2019, die vom 4. bis 7. November in Lissabon stattfand, zog rund 70.000 Teilnehmer aus über 160 Ländern an. Dazu gehören mehrere EPFL-Professoren wie Wendy Queen, Carmela Troncoso und Marcel Salathé. Eines der Highlights des Gipfels ist das Programm, das vielversprechende Hightech-Start-ups präsentiert. Von den 1.475 jungen Unternehmen, die sich für das diesjährige Programm beworben haben, wurden nur 135 ausgewählt. Impresso Labs war eines der fünf aus der Schweiz ausgewählten und das einzige aus dem französischsprachigen Teil des Landes.