EPFL-Software für den sicheren Datenaustausch bei Krankenhäusern

Das MedCo-System soll die medizinische Forschung über Pathologien - wie Krebs und Infektionskrankheiten - erleichtern, indem es sichere Berechnungen auf dezentralisierten Daten ermöglicht. Die einzigartige Software wurde kürzlich in drei Schweizer Krankenhäusern eingesetzt.
Die Schnittstelle von MedCo ist so konzipiert, dass sie auch von medizinischen Fachleuten genutzt werden kann, die nicht unbedingt Informatik-Experten sind © iStock

MedCo wurde erstmals 2019 als erstes operationelles System zum Schutz sensibler Patientendaten für die gemeinsame medizinische Forschung freigegeben. Das System ist der Höhepunkt von fast einem Jahrzehnt interner Forschung und wurde im Labor für Datensicherheit (LDS) der Fakultät für Informatik und Kommunikationswissenschaften (IC) der EPFL in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Lausanne (CHUV) entwickelt.

Nach einem Jahr intensiver Zusammenarbeit mit IT- und Rechtsexperten der Spitäler wurde MedCo nun in den Universitätsspitälern von Lausanne, Genf und Bern eingesetzt.

"Die Möglichkeit, dezentralisierte Datenbanken sicher abzufragen, ohne die Möglichkeit, Patienten zu identifizieren, ist ein wichtiger Hebel zur Beschleunigung der klinischen Universitätsforschung in der Schweiz", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des CHUV, Oliver Peters.

"Da unsere Fähigkeit, die Krankheiten einzelner Patienten zu analysieren und zu verstehen, wächst, wird das Lernen aus Erfahrungen zu einem notwendigen Antrieb für die Verbesserung der Patientenversorgung. MedCo ermöglicht es uns, wertvolle Erkenntnisse aus der Krankengeschichte von Patienten zu gewinnen", sagt der Onkologe Petros Tsantoulis vom Universitätsspital Genf (HUG).

LDS-Chef Jean-Pierre Hubaux glaubt, dass das MedCo, sobald es voll funktionsfähig ist, die Forschung in Krankenhäusern und anderen gesundheitsbezogenen Einrichtungen erleichtern wird. "Die Fähigkeit, Berechnungen mit Daten durchzuführen, ohne sie zu bewegen oder zu entschlüsseln, ist von entscheidender Bedeutung", sagt er.

Kryptographische Innovation

Die Schnittstelle von MedCo ist so konzipiert, dass sie auch von medizinischen Fachleuten genutzt werden kann, die nicht unbedingt Informatik-Experten sind. Sein dezentralisiertes Modell basiert auf einem kryptographischen Prinzip, das als sichere Mehrparteien-Berechnung bezeichnet wird und die vertrauliche Analyse der Daten in den verschiedenen Spitälern ermöglicht.

"In Verbindung mit der Leistungsfähigkeit der homomorphen Verschlüsselung, die es erlaubt, Berechnungen mit verschlüsselten Daten durchzuführen, ohne sie zu entschlüsseln, bleiben die Daten durchgehend vor internen und externen Angriffen geschützt", erklärt Juan Troncoso-Pastoriza, Senior Researcher am LDS.

Nach Tests in Lausanne, Genf und Bern wird MedCo auch in den Universitätsspitälern Basel und Zürich sowie in weiteren Spitälern der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) eingesetzt.

"Die Einführung von MedCo an drei grossen Spitälern in der Schweiz stellt einen wichtigen Schritt zur Analyse der 'grossen Daten' in der medizinischen Onkologie und darüber hinaus dar, da es den kollektiven Datenschutz gewährleistet. Der Schlüssel für den Erfolg von MedCo wird die Definition einer gemeinsamen Sprache für alle beteiligten Spitäler sein", fügt der Onkologe Julian Schardt vom Universitätsspital Bern (Inselspital) hinzu.