Betrachten Sie die Natur der Robotik in den EPFL Pavilions

In den EPFL Pavilions öffnet die Ausstellung Nature of Robotics wieder, die eine Perspektive auf die Robotik in einer menschlichen und organischen Umgebung bietet.
© 2021 EPFL / Alain Herzog

Am Eingang der Nature of Robotics schlängeln sich ein paar Roboterschnecken über den Boden und hinterlassen schleimige Fährten. Zwei Besucher, junge Burschen, betreten das Exponat und hocken sich neben die schleimigen Kreaturen und versuchen, beiden gleichzeitig zu folgen. Dozenten kommen herüber und erklären, dass die Roboterschnecken Teil einer Kunstinstallation namens «Maybe» sind, die der Schweizer Künstler Urs Fischer konzipiert hat.

© 2021 EPFL / Alain Herzog

Einige der bekanntesten EPFL-Roboter sind ausgestellt, immobil hinter Glasschranken, wie die Roboterversion eines Fossils mit Namen OroBOT die von früheren Forschungen an Amphibien inspiriert wurde, sowie verschiedene rekonfigurierbare Roboter wie Tribot, faltbare und springende Roboter und  weiche Roboter, die Saugkraft zur Fortbewegung nutzen. Andere, weniger traditionelle Roboter, die ausgestellt werden, bestehen aus Objekten, die statische Elektrizität nutzen, um empfindliche Gegenstände zu greifen oder Polymere mit magnetischen Spitzen, die durch die feinen Arterien des menschlichen Körpers navigieren.

Diese Roboter sind das Ergebnis eingehender wissenschaftlicher Untersuchungen und Forschungen zur Lösung spezifischer Probleme, entweder im Zusammenhang mit dem Gang, medizinischen Funktionen oder für Such- und Rettungsmissionen. Aber die Ausstellung Nature of Robotics, stellt sich vor, dass diese von der EPFL hergestellten Roboter in künstlerische und wissenschaftliche Erkundungen der menschlichen Umgebung, der Gegenwart oder der Zukunft, integriert werden.

Gleich hinter den Roboterschnecken zeichnet ein Stück Kreide, das von einem Steuersystem zweidimensional gehalten wird, die Anfänge eines vorprogrammierten und komplizierten Musters auf eine Tafel. Dies ist «Otto», eine Zeichenmaschine von Jürg Lehni. Sie repräsentiert den Pepsi-Pavillon auf der Weltausstellung in Osaka 1970, der von der Künstlergruppe Experiments in Art and Technology (E.A.T.) konzipiert wurde.

© 2021 EPFL / Alain Herzog

Währenddessen zeigt ein Clip des Pionierkünstlers Jean Tinguely in der Wüste von Nevada, wie sich seine Maschinen in ephemere Installationen verwandeln, die sich in explosivem Feuerwerk und Rauch selbst zu zerstören scheinen. Die jungen Besuchenden sind natürlich von den zerstörerischen Explosionen angezogen.

Das ist nur der Anfang einer Reise durch «Nature of Robotics», kuratiert von Giulia Bini von den neu benannten EPFL Pavilions, amplifier for art, science and society, zuvor bekannt als EPFL Artlab. Seit 2017 werden die EPFL Pavilions von der renommierten Künstlerin Sarah Kenderdine, EPFL-Professorin für experimentelle Museologie, geleitet. Die Ausstellung zeigt die von EPFL-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern entwickelte Robotertechnologie sowie die Kunstwerke von 15 Schweizer und internationalen Künstlerinnen und Künstlern.

Das erweiterte Feld der Robotik

«Nature of Robotics» stellt die Robotik in den Kontext der Gesellschaft und hinterfragt ihren Einfluss auf die Menschheit und die Umwelt. Durch das Zusammentreffen von Wissenschaft und Kunst will die Ausstellung unser Verständnis für das Feld der Robotik sowie deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und zukünftige hybride Ökosysteme erweitern. Die Ausstellung greift den Begriff des «erweiterten Feldes» auf, in Anlehnung an den Ausdruck «the expanded field of sculpture» der nordamerikanischen Kunstkritikerin Rosalind Krauss. Der Begriff der Erweiterung wird hier verwendet, um ein kuratorisches Unterfangen zu erden, das die Robotik in eine erweiterte Reflexion über die Umwelt einbettet.

Die Vielfalt der ausgestellten Kunstwerke und wissenschaftlichen Modelle definieren eine reiche intellektuelle Erfahrung, an der Kreuzung scheinbar gegensätzlicher Perspektiven. Es ist eine Reise durch mehrere Versionen der Gegenwart und divergierende Zukünfte, zwischen wissenschaftlicher Vision und künstlerischer Interpretation.

«Das Ziel ist es, einen unkonventionellen Blick auf das Thema Robotik zu bieten und die Breite dieses wissenschaftlichen Feldes durch die Arbeit von Forschenden und Kunstschaffenden zu zeigen», erklärt Bini, «ihre Ziele mögen unterschiedlich sein, aber sie beschäftigen sich beide mit ähnlichen Fragen oder manifestieren die gleiche Tendenz, sich hybride Zukünfte vorzustellen und zu entwerfen, zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen, und diese zu hinterfragen.»

© 2021 EPFL / Alain Herzog

Eine intellektuelle und fesselnde Reise, die kindgerecht ist

Eine Installation aus sich langsam bewegenden, künstlich vom Wind gepeitschten Sanddünen und ihrer variablen Topologie wird den Fluktuationen des Aktienmarktes gegenübergestellt. Von wissenschaftlichen Disziplinen inspirierte Zeichnungen der Umweltkünstlerin Agnes Denes reihen sich an den Wänden des Pavillons aneinander.

Währenddessen laufen die Jungen zum anderen Ende der Ausstellung, wo sich bunte Gottesanbeterinnen-Roboter bewegen. Die Kreaturen erinnern an Brutkästen und Fruchtbarkeit. Wie eine Nabelschnur sind sie durch lange Drahtrollen mit dem Boden verbunden.

Kinder sind vielleicht nicht das primäre Ziel der Ausstellung, aber das hält unsere Jungs nicht davon ab zu quängeln, wenn ihre Mutter ihnen sagt, dass es Zeit ist zu gehen. Sie protestieren und bitten darum, sehr bald wiederzukommen.

Mehr Informationen

COVID Informationen:

Der Zugang ist auf 5 Personen pro Stunde begrenzt. Masken sind obligatorisch.

EPFL Pavilions empfiehlt dringend, Ihren Besuch im Voraus zu reservieren, um die Verfügbarkeit für Ihr bevorzugtes Datum und Ihre bevorzugte Uhrzeit sicherzustellen.

Links

EPFL Pavilions
Broschüre zur Ausstellung
Natur der Robotik
Pressemappe
Anmeldung für den Besuch

Referenzen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter:

Prof. Auke Ijspeert's Biorobotics Laboratory (BioRob), Prof. Herbert Shea's Soft Transducers Laboratory (LMTS), Prof. Selman Sakar's MicroBioRobotic Systems (MICROBS) Laboratory, Prof Jamie Paik's Reconfigurable Robotics Laboratory (RRL).

Künstlerinnen und Künstler:

Haseeb Ahmed, Claudia Comte, Alexandra Daisy Ginsberg, Agnes Denes, Melissa Dubbin & Aaron S. Davidson, Urs Fischer, Basim Magdy, Jürg Lehni, Adrien Missika, Katja Novitskova, Trevor Paglen, Léa Pereyre & PATHOS, Jean Tinguely et Suzanne Treister.