Informatikstudierende sprengen die Grenzen des Studiums
«Die ETH war ja seit Ende März praktisch zu», sagt der Computer-Ingenieur und VIScon Mitgründer Max Schrimpf. «Deshalb ist es umso erfreulicher, dass wir mit der diesjährigen VIScon wieder einmal einen positiven Kontrapunkt setzen können.» Die VIScon ist die bereits zum dritten Mal stattfindende Konferenz des Vereins der Informatik-Studierenden der ETH Zürich (VIS) und geht vom 5. bis 10. Oktober über die Bühne. Gewisse Konzessionen an die Corona-Situation musste das Organisationskomitee, welches Schrimpf dieses Jahr berät, doch eingehen: Das Event heisst neu VIScon Digital und wird auch online zugänglich sein. Die Referate finden vor einer begrenzten Zuhörerschaft im Hauptgebäude der ETH Zürich statt, können jedoch live oder auch zeitversetzt online mitverfolgt werden. Auch der Hackathon wird als ausgedünnte Hackweek geführt.
Die VIScon ist eine der grössten von Studierenden organisierte Konferenz in der Schweiz und hat sich bereits im akademischen Kalender etabliert. «An der VIScon wollen wir hinter die Kulissen der Informatik schauen, aber auf einer praktischen Ebene und nicht auf der theoretischen, wie es im Studium oft der Fall ist», sagt Adrian Seiterle, der im Organisationskomitee für die Kommunikation verantwortlich zeichnet. Unter dem Motto «Alles, was nicht in den Vorlesungen gelehrt wird» bieten profilierte Expertinnen aus der Forschung sowie erfahrene Praktiker aus IT-Firmen spannende Referate, die thematisch die Grenzen des Studiums sprengen.
Interdisziplinäre Talks und direkter Praxisbezug
Interdisziplinarität, Vielfalt der Referentinnen und Referenten sowie Themen, aber auch ein direkter Praxisbezug sind die Ziele, nach denen sich Programmchef David Kalchofner bei der Auswahl der Talks und Events gerichtet hat. Einige Beispiele: Ekaterina Kamenskaya, Tech Lead Manager bei Google Zürich, spricht in der Keynote über die sozialen Aspekte der Corona-Krise. ETH-Dozent Kenny Paterson, der an der Swiss-Covid-App beteiligt ist, erläutert, wie die Macher die Informatik-bezogenen Herausforderungen dieser anspruchsvollen App angegangen sind. EPFL-Professor Phil Janson skizziert die Rolle der Künstlichen Intelligenz für unsere Zukunft. Und die ETH-Abgänger Lukas Rahmann und Thomas Wolf zeichnen am Beispiel ihres Games «Unrailed!» nach, wie aus einer Semesterarbeit am ETH Game Lab ein Start-up wurde.
Das zweite Standbein der VIScon ist der Hack-Event. Was in den ersten beiden Jahren als 42-Stunden-Hackathon in der fiebrigen Atmosphäre immer grosse Beliebtheit fand, ist 2020 eine Hackweek, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich von zu Hause aus einloggen und für eine Woche Code-Zeile um Code-Zeile ein vorgegebenes praktisches Problem zu lösen versuchen. «Die Idee ist, dass man ein solches Problem von zu Hause aus in kleinen Gruppen angeht, wobei man sich natürlich auch physisch treffen kann», sagt Seiterle.
Ein Erfolgsgeheimnis der bisherigen Ausgaben war die einzigartige inspirierende Stimmung, die aus den Begegnungen und Gesprächen zwischen Studierenden und Experten entstanden sind. «Ein wichtiger Teil, der dieses Jahr leider Corona-bedingt nahezu vollständig wegfällt, waren die verschiedenen Networking-Lunches», sagt Seiterle. Trotzdem glauben die Organisatorinnen und Organisatoren, die den diesjährigen Anlass wieder in unzähligen Stunden freiwilliger Mitarbeit auf die Beine gestellt haben, an einen Erfolg. «Endlich ist nach der monatelangen Home-Schooling-Zeit wieder etwas los», sagt Max Schrimpf, «wir freuen uns alle darauf.»