Die Stadt Zürich ist ein Wildbienen-Paradies

Wildbienen sind für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen ebenso wichtig wie Honigbienen, die am 20.5. mit dem Weltbienentag geehrt werden. In Gärten, Parks und anderen Grünflächen der Stadt Zürich findet ein Viertel aller Wildbienenarten der Schweiz einen Lebensraum, wiesen WSL-Forschende in einer Studie nach.
Eine Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) trinkt Nektar auf einer Apfel-Blüte. (Foto: Sofia Mangili)

Zumindest für Wildbienen ist die Stadt Zürich weder eine Betonwüste noch eine ökologische Einöde. 164 der in der Schweiz heimischen rund 600 Wildbienenarten kommen dort vor. Dies haben die Forscher David Frey und Marco Moretti von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und Bertrand Fournier von der Concordia Universität in Montreal, Kanada, herausgefunden. Sie verwendeten dazu Daten aus drei grossen WSL-Studien zur Biodiversität in der Stadt Zürich. Gärten, Parks, Stadtbrachen und begrünten Flachdächer beherbergen ganz unterschiedliche Artengruppen.

Damit konnten die Forscher zeigen, dass das Wachstum der Stadtflächen zumindest bei diesen Tierarten nicht unbedingt zu einer Vereinheitlichung der Fauna mit einigen wenigen Arten führen muss, wie häufig befürchtet wird. Immerhin 25 bis 30 Wildbienenarten summen in einem durchschnittlichen Zürcher Haus- oder Schrebergarten. Diese Bienen stechen nicht und sind für Menschen harmlos. «Die Stadt bietet vielfältige Lebensräume und die Wildbienen, die hier leben, scheinen gut an die Bedingungen angepasst zu sein», erklärt David Frey.

Grünräume können nicht ersetzt werden

Die Wissenschaftler haben die ökologischen Eigenschaften untersucht, die den Stadtbienen eigen sind. Es sind überwiegend Arten, welche die grosse Pflanzenvielfalt der Stadt als Nahrung nutzen können. Sie sind früher im Jahr und für längere Zeit aktiv und nisten häufig in bestehenden Hohlräumen wie jenen in «Bienenhotels».

In den untersuchen Typen von Stadtgrünflächen – Gärten, Parks, Stadtbrachen und begrünten Flachdächern – leben sehr unterschiedliche Lebensgemeinschaften von Bienen. Während in Gärten und auf Brachflächen im Schnitt etwa 25 Wildbienenarten leben, sind es in Parks und auf begrünten Flachdächern nur 15. Gartenbienen stellen ausserdem höhere Ansprüche an die Qualität des Lebensraums, sie sind «spezialisierter». In der Regel sind solche Spezialisten eher von Lebensraumschwund bedroht als Generalisten und sie sind deshalb auch öfter Ziel von Schutzmassnahmen.

«In der Stadt leben unterschiedliche Lebensgemeinschaften von Bienen», ist Freys Fazit. «Man kann nicht von einer Gleichschaltung der Lebensgemeinschaften sprechen. Verschiedene ökologische Strategien scheinen erfolgreich zu sein, zum Beispiel was die Wahl von Nistplätzen oder Futterpflanzen betrifft. Ausgenommen sind «Kuckucksbienen», also Bienen, die ihre Eier in die Nester anderer Arten legen. Solche Futterparasiten (oder: Schmarotzer) sind in der Stadt deutlich seltener. Insgesamt setzen sich also keineswegs nur einige wenige dominante Arten durch. Ihre Ergebnisse bedeuteten aber auch, so Frey, dass kein Grünraum durch einen anderen ersetzt werden kann – etwa Stadtgärten durch begrünte Flachdächer. Die Forscher berichten im «Journal of Biogeography» über ihre Forschungsergebnisse.

Kontakt

Dr. David Johannes Frey
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