Tausende von Tumorproben im Visier

Bernd Bodenmiller  befasst sich mit den Mechanismen der Krebserkrankung. Mittels 3D-Tumoranalyse und Virtual Reality spürt er Zellgruppen auf, die aus Tumoren ausbrechen.
Grundlagenforscher Bernd Bodenmiller. (Bild: ETH Zürich / Stefan Weiss)

Vor rund zehn Jahren haben Sie bei ETH-Professor Ruedi Aebersold doktoriert. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Zeit zurückdenken?
Wie viel Freude mir mein Doktorat bereitet hat, es war eine fantastische Zeit: eine Gruppe toller Menschen und eine riesige Freiheit, Ideen ausprobieren zu dürfen. Und ich habe damals meine Frau kennengelernt, die dort für sechs Monate als Gaststudentin gearbeitet hat.

Seit letztem Herbst sind Sie wieder an der ETH Zürich tätig. Welche Möglichkeiten eröffnet Ihnen das?
Meine Forschungsgruppe beschreibt Tumore auf der Ebene einzelner Zellen. Wir analysieren tausende Tumorproben und finden oft Beziehungen zwischen Gewebeaufbau und klinischem Verlauf. Die Molecular Health Sciences Platform bietet uns Infrastruktur und Expertise, um die Krankheitsmechanismen mit Modellsystemen zu erforschen. Die Interessen der Forschungsgruppen dort komplementieren ideal diejenigen des Departments für Quantitative Biomedizin, meiner zweiten Heimat an der Universität Zürich.

Mit der von Ihnen entwickelten bildgebenden Massenzytometrie lassen sich 
«begehbare» Tumormodelle herstellen. Was ist der Vorteil daran?
Mit 3D lassen sich Strukturen erkennen, die man auf Gewebeschnitten nicht sehen kann, zum Beispiel Zellgruppen, die aus einem Tumor ausbrechen. Virtual Reality (VR) ermöglicht es, völlig neue Eindrücke von einem Tumor zu erhalten. Das menschliche Gehirn ist sehr gut darin, visuelle Muster zu erkennen, und diese neuen Perspektiven führen zu neuen Ideen und Erkenntnissen.

Würden Sie Virtual Reality auch privat nutzen, zum Beispiel um virtuell andere Länder zu entdecken?
Ja, natürlich. Es ist sehr beeindruckend, was Google Earth VR schon an Eindrücken bietet. Es hat mich überrascht, dass VR während der jetzigen Coronakrise nicht mehr Verbreitung gefunden hat.

Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Es gab nicht DIE beste Entscheidung. Zentrale Entscheide waren aber sicherlich, mein Doktorat bei Ruedi Aebersold zu machen, für meinen Postdoc nach Stanford zu gehen oder meine Assistenzprofessur an der Uni Zürich anzutreten.