Andrea Ablasser gewinnt Wissenschaftspreis der Leenaards-Stiftung

Professorin Andrea Ablasser von der EPFL teilt sich den Preis mit Professor Michel Gilliet vom CHUV. Ihr Projekt zielt darauf ab, einen Einblick in die Ursachen und Auswirkungen eines überaktiven angeborenen Immunsystems bei Menschen mit Autoimmunkrankheiten zu gewinnen.
© 2020 EPFL / Alain Herzog

Am Montag, 29. Juni, hat die Fondation Leenaards ihren Wissenschaftspreis 2020 an ein Westschweizer Team unter der Leitung von EPFL-Professorin Andrea Ablasser verliehen, das mit Professor Michel Gilliet vom Universitätsspital Lausanne (CHUV) zusammenarbeitet. Ihr mit 650'000 Franken dotiertes Projekt will Erkenntnisse über die Ursachen und Auswirkungen eines überaktiven angeborenen Immunsystems bei Menschen mit Autoimmunkrankheiten gewinnen. Die Forschung des Teams wird sich zunächst auf drei Autoimmunkrankheiten der Haut konzentrieren: Psoriasis, Lupus und Sklerodermie. Dann hofft das Team, mit seinen Erkenntnissen neue Therapien für ein breiteres Spektrum von Autoimmunerkrankungen zu entwickeln, darunter chronische Entzündungskrankheiten, die andere Organe betreffen, sowie neurodegenerative Erkrankungen.

Unser angeborenes Immunsystem spielt eine wesentliche Rolle beim Schutz vor Infektionen. Es ist darauf ausgelegt, Eindringlinge in Schach zu halten, und kann eine Reihe von Molekülen erkennen, die nicht in unseren Körper gehören, wie die DNA von Viren und Bakterien. Die Forschung von Prof. Ablasser konzentriert sich auf diese schnell reagierenden Abwehrmechanismen und darauf, was passiert, wenn sie versehentlich ausgelöst werden. Wenn die Moleküle eines Eindringlings unseren eigenen sehr ähnlich sind, kann unser angeborenes Immunsystem versehentlich unsere eigenen Moleküle angreifen, wodurch sich vollkommen gesundes Gewebe entzünden und sogar selbst zerstören kann.

Bewertung des therapeutischen Potenzials

Die weltweit anerkannte Expertin hat bereits in ihrer früheren Forschung einen wichtigen Durchbruch erzielt: Sie entdeckte den cGAS-STING-Signalweg, der zwei Moleküle enthält, die zusammenwirken und besonders starke Entzündungsreaktionen gegen Viren im Körper auslösen. Prof. Ablasser und ihr Team machten sich dann auf die Suche nach einem Molekül, das diesen Prozess blockieren kann, und fanden eine Substanz, die eines der Moleküle des Signalweges eliminieren kann. «Wir untersuchen jetzt das therapeutische Potenzial dieses Inhibitors in verschiedenen pathologischen Modellen, darunter auch bei Autoimmunerkrankungen», erklärt sie.

Das preisgekrönte Projekt wird drei Hauptphasen umfassen. In der ersten Phase geht es darum, mehr Einblick in die Ursachen und Auswirkungen der intrinsischen Hyperaktivität unseres angeborenen Immunsystems zu gewinnen, die für Autoimmunkrankheiten verantwortlich ist. Die Forscherinnen und Forscher werden dann die physiopathologischen Hypothesen, die sich aus der ersten Laborphase ergeben, testen und neue therapeutische Strategien auf der Grundlage menschlicher Gewebemodelle entwickeln. Schliesslich wird das Team die positiven Auswirkungen neuer Inhibitoren des STING-Systems in vitro und in vivo testen, sodass sie dann therapeutisch eingesetzt werden können.

Hoffnung für andere Krankheiten

Andrea Ablasser und Michel Gilliet hoffen beide, dass die Ergebnisse ihrer Modelle, wie die der Psoriasis, dazu beitragen werden, die Therapien für eine grosse Zahl anderer Autoimmunkrankheiten wie Diabetes, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose und sogar die Parkinson-Krankheit zu verbessern.