EPFL lanciert Zentrum für intelligente Systeme

Das neue Center for Intelligent Systems (CIS) der EPFL wird als Forschungsförderungsplattform fungieren und Experten in den Bereichen maschinelles Lernen, Datenwissenschaften, Computer Vision, cyberphysikalische Systeme und Robotik zusammenbringen.
Das CIS wird als Kontaktpunkt mit der Industrie sowie mit schweizerischen und internationalen Interessenvertretern fungieren, um langfristige Partnerschaften zu schaffen und die Innovation in komplexen Systemen zu beschleunigen. © iStock

Ursprünglich konzipiert, um die Fakultäten für Ingenieurwissenschaften (STI), Computer- und Kommunikationswissenschaften (IC) sowie Grundlagenwissenschaften (SB) zu vereinen, besteht die einzigartige Aufgabe des CIS darin, alle Forschenden der EPFL, die mit intelligenten Systemen arbeiten, zu verbinden und zu unterstützen. Diese Bereiche entwickeln Technologien, die, wenn sie zusammengeführt werden, zur Konstruktion intelligenter Systeme verwendet werden können, die in der Lage sind, komplexe, nuancierte Entscheidungen in herausfordernden, dynamischen Umgebungen zu treffen.

CIS-Exekutivdirektor Jan Kerschgens sagt, sein Ziel für das Zentrum sei es, Forscher aus ihren Forschungssilos und ihren Komfortzonen herauszuholen, um ehrgeizige und gemeinschaftliche Projekte zu verfolgen.

«Es haben sich bei uns noch nie drei Fakultäten auf diese Weise zusammengeschlossen, um Forschung und Technologietransfer unter dem Dach intelligenter Systeme zu fördern. Das CIS arbeitet auch zu 100% in Synergie mit anderen Zentren der EPFL wie dem Center for Digital Trust und dem Swiss Data Science Center», sagt Kerschgens.

Zum CIS gehört auch die EPFL-Einheit von ELLIS, eine europäische Initiative, die Experten für maschinelles Lernen und intelligente Systeme zusammenbringen soll. Die Website des Zentrums enthält auch eine Liste von EPFL-Kursen für Studierende, die an der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen in intelligenten Systemen interessiert sind, einschliesslich Software und Konnektivität, Verwaltung und Analyse grosser Datenmengen, intelligente Computersysteme und eingebettete Geräte. Schliesslich wird das CIS als Kontaktstelle mit der Industrie sowie mit schweizerischen und internationalen Interessenvertretern fungieren, um langfristige Partnerschaften aufzubauen und die Innovation in komplexen Systemen zu beschleunigen.

«Wir befinden uns an einem Scheideweg: Wir bewegen uns vom intelligenten Design von Systemen hin zum Design von intelligenten Systemen. Diese Systeme werden zu Wissenschaft, Bildung, Industrie und der Wirtschaft insgesamt beitragen. Sie werden es Wissenschaftlern und Ingenieurinnen ermöglichen, die Komplexität und den Entwurfsraum umfassender zu erforschen. Mit dem CIS positioniert sich die EPFL als führend in diesem Bereich», sagt Ali H. Sayed, Dekan der STI-Fakultät.

Mit voller Kraft durchstarten

Seit Januar hat Jan Kerschgens die Lancierung der CIS-Seminarreihe «Lerne deinen Nachbarn kennen» für die EPFL-Gemeinschaft betreut. Nun plant er mit Unterstützung des CIS-Lenkungsausschusses eine Kolloquiumsreihe, zu der namhafte Referentinnen aus dem Bereich der intelligenten Systeme eingeladen werden. Weitere Pläne umfassen eine Winter School und eine gemeinsame Laborfinanzierung für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden.

Obwohl die Lancierung des CIS mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie zusammenfiel, nutzen seine Mitglieder die neuen Ressourcen bereits für das Brainstorming kooperativer Forschungsprojekte, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Medizin.

«Wir haben Expertinnen und Experten, die zusammenarbeiten, und wir wollen dies nutzen, um Einfluss zu nehmen, insbesondere auf die COVID-19-Forschung», sagte IC-Dekan James Larus den Teilnehmenden des ersten CIS-Seminars am 6. April.

David Atienza, STI-Professor und Mitglied des CIS-Lenkungsausschusses, kündigte kürzlich die Entwicklung der Coughvid-App in seinem Embedded Systems Lab (ESL) in Zusammenarbeit mit Studierenden von STI, IC und SB an. Das Konzept für die App, die darauf abzielt, den charakteristischen trockenen Husten eines COVID-19-Patienten durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Analyse von Schallwellen zu identifizieren, entstand aus einer CIS-Diskussion darüber, wie intelligente Systeme eingesetzt werden könnten, um das Schweizer Gesundheitssystem zu unterstützen und in diesem speziellen Fall die Auswirkungen der Pandemie abzuschwächen. Die App gewann kürzlich einen der Hauptpreise beim Schweizer Hackathon, LauzHack.

Laut Atienza arbeitet das Team derzeit mit dem Universitätsspital Lausanne (CHUV), Unisanté, und dem Universitätsspital Bern (Inselspital) zusammen, um das Coughvid-Protokoll medizinisch zu validieren. Er weist darauf hin, dass diese Zusammenarbeit ein perfektes Beispiel dafür ist, wie das CIS externe Experten zur Zusammenarbeit mit Forschenden der EPFL motivieren kann: «Die EPFL kann von einem solchen Zentrum immer dann profitieren, wenn es um komplexe und grosse Probleme wie die COVID-19-Pandemie geht: Da wir bereits im Rahmen des CIS zusammenarbeiten, ist es für die Mitarbeitenden einfacher, für die Lösung eines Problems zu uns zu kommen.»