Vier weitere Jahre für erfolgreiche Plattformen
Die Schweizer Gewässer stehen unter Druck, denn der Klimawandel, Nähr- und Schadstoffeinträge setzen ihnen zu. Die Politik gibt mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer. Deren praktische Umsetzung ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Bund, Kantone und Gemeinden, aber auch für Planungsbüros und Industrie. Die beiden Plattformen «Wasserqualität» und «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» unterstützen die verschiedenen Akteure dabei, indem sie als Wissens- und Austauschplattformen zwischen Behörden, Forschung und Praxis fungieren. Sie werden vom Wasserforschungsinstitut Eawag, dem Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) und dem BAFU gemeinsam betrieben.
Wissen für eine optimierte Abwasserreinigung
Die Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» wurde 2012 gegründet, um den Ausbau der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroverunreinigungen zu unterstützen. Dieser Ausbau wurde anfangs 2016 mit der Anpassung des Gewässerschutzgesetzes in die Wege geleitet. In Zusammenarbeit mit den Fachleuten aus Behörden, Ingenieurbüros, ARA sowie aus der Forschung koordinierte die Plattform den Aufbau und den Austausch von Wissen zu den anfangs noch nicht gängigen Verfahren für die Eliminierung von Mikroverunreinigungen. In den letzten Jahren trug sie dann die ersten Betriebserfahrungen aus den bereits ausgebauten ARA zusammen und analysierte diese. «Mittlerweile fordert die Politik weiterführende Massnahmen, so dass durch die Einleitungen von ARA keine stoffspezifischen Grenzwerte in den Gewässern überschritten werden», erläutert Plattform-Leiter Pascal Wunderlin. «Davon werden auch kleine ARA betroffen sein, für die es derzeit noch keine Erfahrungen mit den Reinigungsverfahren bezüglich Mikroverunreinigungen gibt. Dieses Wissen werden wir in den nächsten Jahren aufbauen.»
Ein weiteres Thema, mit dem sich die Plattform in den nächsten Jahren beschäftigen wird, ist die von der Politik explizit verlangte bessere Eliminierung von Stickstoff aus dem Abwasser. Zudem wird sie sich auch weiterhin intensiv um das Thema Stoffeinträge in die Gewässer aus Industrie und Gewerbe kümmern.
Die Gewässerqualität beurteilen
Die Plattform «Wasserqualität» wurde 2015 gegründet und befasst sich mit der biologischen und chemischen Beurteilung der Gewässerqualität. Beispielsweise untersucht sie anhand von Monitoringdaten, ob die vom Bund beschlossenen Massnahmen zur Reduktion des Pestizid-Risikos greifen.
Neben Pestiziden gibt es noch viele weitere Chemikalien, die in der Schweiz verwendet werden und die in den Wasserkreislauf gelangen können. «Aber nicht alle sind problematisch», erklärt die Leiterin der Plattform, Irene Wittmer. «Wir unterstützen den Bund und die Kantone bei der Identifikation von problematischen Chemikalien, die dann in einem regelmässigen Monitoring durch Bund und Kantone untersucht werden.» Diese Arbeiten geschehen in enger Zusammenarbeit mit der Eawag und dem Ökotoxzentrum.
Ein weiterer Fokus sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebewesen in den Gewässern. Die steigenden Wassertemperaturen im Sommer, häufigere Trockenperioden und zunehmende Starkniederschläge verändern diese Lebensgemeinschaften. Die Schwierigkeit dabei ist, den Einfluss des Klimawandels von anderen Faktoren zu unterscheiden – etwa vom Einfluss, den die Verbauung eines Flusses oder die Wasserqualität auf die Gewässerlebewesen haben. Die Plattform identifiziert dazu in engem Austausch mit allen Akteuren Forschungsfragen, die unter anderem von der Eawag bearbeitet werden. Das erarbeitete Wissen fliesst anschliessend in die Schweizer Methoden-Sammlung für die Beurteilung von Oberflächengewässer ein (Modul-Stufen-Konzept (MSK)), welche die Plattform zusammen mit dem BAFU leitet.